Wer als Unternehmen oder Kreativschaffender mehrere Social-Media-Konten betreut, kennt das absurde Dilemma: Man verbringt den ganzen Tag damit, Inhalte für verschiedene Projekte zu erstellen, zu veröffentlichen und zu pflegen, aber die Plattformen behandeln einen so, als wäre man ein ganz normaler, privater Konsument. Ein Teenager, der nach dem neuesten Trend-Reel sucht, eine Privatperson, die Urlaubsfotos teilt.

Diese Annahme ist nicht nur nervig, sie ist auch völlig unsinnig.

Die ständige Schikane der Plattformen

Man erstellt einen Account für ein neues Projekt und die Plattform fragt sofort nach der Handynummer, dem Wohnort und dem Geburtsdatum. Als wären wir alle unbescholtene Privatpersonen. Das System ignoriert völlig, dass ein einzelner Nutzer für dutzende Konten verantwortlich sein kann. Jedes neue Konto wird mit demselben Misstrauen behandelt, als handele es sich um einen neuen, unregistrierten Teenager.

Und dann beginnt das nächste Problem: die absurde Werbeausspielung. Man verbringt den Tag damit, Inhalte über Schneidewerkzeuge, Reitsport oder Musikproduktion zu posten, und die Algorithmen analysieren diese Inhalte. Die logische Konsequenz wäre, dass die Plattform erkennt: „Aha, dieser Nutzer ist ein gewerblicher Ersteller von Inhalten.“ Aber stattdessen zeigen sie einem Werbung für… Schneidewerkzeuge, Reitsport und Musikproduktion.

Es ist eine völlig nutzlose Schleife. Man wird mit Werbung für Dinge bombardiert, mit denen man den ganzen Tag beruflich zu tun hat. Die Algorithmen sind so darauf fixiert, jedes Konto als potenziellen Konsumenten zu sehen, dass sie ihre eigenen Daten nicht richtig interpretieren können. Sie erkennen nicht den Unterschied zwischen jemandem, der etwas konsumiert, und jemandem, der etwas produziert.

Das Kernproblem: Wer erschafft die Inhalte?

Dieser Widerspruch wirft eine grundlegende, fast philosophische Frage auf: Wenn die Plattformen wirklich jedes Konto als Konsumenten sehen, woher glauben sie dann, dass die Inhalte kommen?

Ein soziales Netzwerk, das nur aus Konsumenten besteht, ist wie ein Supermarkt ohne Produkte. Es kann nicht funktionieren. Doch genau das scheint die Grundannahme der Algorithmen zu sein. Sie sind so darauf programmiert, aus jedem Nutzer einen Käufer zu machen, dass sie das System, das sie selbst mit Leben füllt, nicht anerkennen.

Die Plattformen haben es nicht geschafft, eine separate, intelligentere Ebene für gewerbliche Nutzer zu schaffen, die die Realität ihrer Arbeitsweise widerspiegelt. Sie behandeln den professionellen Content-Ersteller wie einen Hobbyisten, der einfach nur etwas mehr Zeit in seine Hobbys investiert. Das führt zu Frustration, Zeitverschwendung und einer grundlegenden Ineffizienz, die dem Zweck der Plattformen – der Schaffung von Verbindung und Interaktion – zuwiderläuft.

Man könnte hoffen, dass die Plattformen irgendwann eine Lösung finden, die die Realität von Content-Erstellern erkennt. Eine Funktion, die es ermöglicht, mehrere Konten zu verwalten, ohne bei jedem nach der Handynummer zu fragen. Eine Logik, die erkennt, dass der Musikproduzent keine Werbung für das neueste Synthesizer-Plugin benötigt. Aber bis dahin bleibt es ein Rätsel, wie das System glaubt, zu funktionieren – ohne die Inhalte, die es selbst erst lebensfähig machen.