In der öffentlichen Debatte über die Musikindustrie schwingen meist die großen Namen das Zepter. Wir hören das Jammern der Superstars über sinkende Streaming-Cents, während die eigentliche Basis – die unabhängigen, kleinen Musiker – systematisch zum Schweigen gebracht wird. Doch das Problem liegt tiefer als nur beim schnöden Geld. Es geht um eine strukturelle Zerstörung von Innovation durch Algorithmen und eine Förderpolitik, die den Namen „Kulturunterstützung“ oft nicht mehr verdient.

Der Algorithmus als Zensor: Wer nicht passt, wird gelöscht

Längst haben wir die Kontrolle darüber verloren, was wir hören. Was als „Demokratisierung der Musik“ verkauft wurde, hat sich als technokratische Diktatur entpuppt. Die Algorithmen der Streaming-Giganten sind keine neutralen Kuratoren; sie sind Gatekeeper der Mittelmäßigkeit. Wer es wagt, komplexer zu komponieren, wer auf Dynamik statt auf Dauerbeschallung setzt oder – wie im aktuellen Fall von positron – eine siebenminütige Single ohne hektisches Video veröffentlicht, wird vom System unsichtbar gemacht.

Wir erleben, wie unbekannte Musiker gar nicht erst die Chance erhalten, ein Ohr zu finden, weil sie nicht in die sterilen, algorithmisch optimierten „Mood-Playlists“ passen. Der Erfolg wird heute nicht mehr durch Talent oder Resonanz entschieden, sondern durch die Unterwerfung unter eine Formel, die alles Individuelle glattbügelt.

Spektakel ohne Substanz: Der kreative Offenbarungseid

Während die Basis am algorithmischen Filter scheitert, flüchten sich die etablierten Größen in immer absurdere Showkonzepte. Wir sehen gigantische Bühnenshows, Pyrotechnik und visuelle Reizüberflutung, die nur ein Ziel haben: Von der rapide sinkenden Musikqualität abzulenken. Die Musik ist zum austauschbaren Soundtrack für Social-Media-Content verkommen. Wenn das Bild wichtiger ist als der Klang, stirbt die Kunstform Musik einen langsamen, schillernden Tod.

Das Förder-Debakel: Drei Jahrzehnte Fehlleitung

Besonders bitter wird es, wenn wir uns die staatliche Unterstützung ansehen. Wir haben in den letzten 30 Jahren unzählige Beispiele erlebt, in denen Fördergelder mit vollen Händen in die völlig falsche Richtung geworfen wurden. Es hat sich eine Kultur der Intransparenz etabliert, bei der man den Eindruck gewinnt, dass die Verwalter dieser Töpfe überhaupt kein Interesse daran haben, ob das Geld sinnvoll genutzt wird oder ob es tatsächliche musikalische Qualität fördert.

Wir beobachten seit Jahrzehnten, dass oft nicht das künstlerische Potenzial oder die handwerkliche Exzellenz entscheiden, sondern Merkmale, die mit der Musik absolut nichts zu tun haben. Es wirkt, als würden Förderbescheide nach einer ideologischen Checkliste vergeben, statt nach dem Gehör. Wenn politische Korrektheit oder die Erfüllung bürokratischer Quoten wichtiger werden als die Komposition selbst, dann wird die Förderung zur Farce.

Fazit: Schluss mit der Scheinheiligkeit

Wir müssen aufhören so zu tun, als sei die Musikwelt heute „offener“ denn je. Das Gegenteil ist der Fall. Die Strukturen sind verkrusteter und intransparenter als zu Zeiten der alten Major-Labels. Wenn wir nicht wollen, dass Musik endgültig zum rein funktionalen Begleitgeräusch für Internet-Plattformen verkommt, müssen wir die Fördergeld-Verteiler zur Rechenschaft ziehen und die algorithmische Deckelung aktiv unterwandern.

Es ist Zeit für eine Förderung, die sich wieder am Klang orientiert – und nicht an der Verwaltung von Ideologien oder der Fütterung von Daten-Monstern.